Care Ökonomie

Stärker als jedes andere Wirtschafts- und Arbeitsfeld ist Care Ökonomie, also die Ökonomie des (Ver)Sorgens und Pflegens, von asymmetrischen Geschlechterverhältnissen geprägt. Drei Viertel der Care-Arbeit werden weltweit von Frauen geleistet, unbezahlt oder zu vergleichsweise schlechten Bedingungen. Obwohl einer der gewichtigsten Wirtschaftssektoren, wird die Care-Ökonomie von der Mainstream-Lehre, wenn überhaupt, vorwiegend als Kostenproblem angesehen. Nicht zufällig stehen die kritische Analyse der geschlechterspezifischen Verteilung und Bewertung von Arbeit sowie die Entwicklung alternativer ökonomischer Konzeptionen von Wohlfahrt, Arbeit und Zeitökonomie und den damit verbundenen sozialen Beziehungen und Institutionen seit den 1970-er Jahren im Zentrum feministischer Forschung, Theoriebildung und Politik.

Angesichts wachsender Armut und Ernährungsunsicherheit, aber auch im Zusammenhang neoliberaler Globalisierungs- und Privatisierungsprozesse werden Care Krisen immer  offensichtlicher. Umso mehr ist ein genauer Blick auf die Dynamiken zwischen Geschlecht, Ökonomie und Entwicklung gefordert: Wer leistet aktuell die unabdingbare und nicht weg zu rationalisierende Care Arbeit unter und zu welchen Bedingungen? Wie beeinflussen örtliche und soziale Verschiebungen der bezahlten und unbezahlten Care Arbeit die Geschlechterdynamik? Wie verhält sich der Care Sektor zu anderen Wirtschaftssektoren, wie die Care Krise zur Finanzkrise und zur Ernährungskrise? Wie bedingen sich Geschlechterungleichheit und aktuelle Care Regimes? Welche Konzepte und Projekte haben Feministinnen entwickelt um Gleichheit und Gerechtigkeit in der Verteilung der Arbeit und im Zugang zu Care zu erreichen? Welche Fragen und Forderungen gingen im Zuge des Gender Mainstreamings verloren und müssen wieder aufgegriffen werden?

WIDE Switzerland beschäftigt sich seit seiner Gründung mit der Care-Ökonomie:

Jahreskonferenz 2009

2009 hat WIDE eine Jahreskonferenz mit dem Titel: «WE CARE! Feministische Antworten auf die Care Krisen» durchgeführt. Hier findet ihr:

Abschlussbericht
Workshopreports
Text von Lilian Frankhauser für die Zeitschrift Gender Studies HS 2009